Reden wir nicht um den heißen Brei: der Erfolg des Balkonkraftwerks muss sich auch daran messen lassen, ob es auch in den Städten genutzt wird. Dies wiederum kann nur dann in der Masse funktionieren, wenn auch Balkone mit Beton- oder Mauerbrüstung ausgerüstet werden können – aber genau dies ist ein Problem. Der Grund: Eingriffe in die Bausubstanz durch Bohrungen.
Während die Wände in der Wohnung selbst Teil regulär angebohrt werden dürfen, um Möbel oder Bilder zu befestigen, ist die Balkonbrüstung hier häufig außen vor. Zugleich darf der Vermieter aber nach aktueller Gesetzeslage keine Vorschriften machen, die Balkonkraftwerke verhindern. Die Konfliktlinie ist vorprogrammiert.
Daher ist es nur naheliegend, dass seit einiger Zeit findige Tüftler am Werk sind, um Lösungen für Beton- und Mauerbrüstungen zu entwickeln, die ohne Bohrungen auskommen. Dabei ist bereits eine kleine aber feine Produktauswahl entstanden:
Einer der ersten Anbieter mit einem massentauglichen Produkt war das Unternehmen Sunshare Tech (Sunsharetek) aus Nanjing, China, dessen deutsche Geschäftsstelle in Frankfurt a.M. liegt. Das System verwendet ein Gestänge aus 6063-T6 Aluminiumlegierung mit Pulverbeschichtung. Es ist für eine Windlast von 2400Pa ausgelegt (TÜV-Zertifikat liegt vor). Das ist solide, genügt aber nicht für die oberen Etagen. Allerdings werden diese Werte auch nur erreicht, weil das System keine Standardmodule tragen kann. Es ist auf die Sunshare-eigenen Kleinmodule mit jeweils 200 Watt ausgelegt. Diese Module können aber immerhin aufgeständert werden. Das System gibt es auch bei unseren Freunden von Yuma im Shop zu kaufen.
Hinweis:
Einige Bastler haben bereits Verlängerungen drangeschraubt, um auch Standardmodule an das System zu bekommen. Davon raten wir dringend ab!
Ein Montagesystem, das auch für Standardmodule geeignet ist, stammt vom Hersteller ANMAR Solartechnik aus Polen. Es ist auf Brüstungstiefen von 6,5 – 24 cm ausgelegt. Das System ist aus Stahl, die genaue Legierung lässt sich aber den Produktdatenblättern nicht entnehmen. Es ist mit Tauchlack versiegelt und soll damit besonders korrosionsresistent sein. Eine statische Berechnung lag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht vor, soll aber in Arbeit sein.
Unsere Freunde von PluginEnergy und Blackforest Solar Solution haben die Sets bereits im Shop und senden sie dir einzeln oder als Gesamtpaket mit hochwertigen Modulen, Wechselrichtern und Speichern zu.
Auch unsere technisch versierten Freunde von der Sonnenrepublik aus Berlin haben schon seit einer Weile ein Montagesystem ohne Bohrungen im Sortiment – nach eigenen Angaben sogar als erstes Unternehmen am Markt. Allerdings ist dieses bislang nur auf Anfrage verfügbar (auf der Seite nach ganz unten scrollen). Hier wird besonderer Wert auf Stabilität gelegt. Eine Anwinkelung ist dabei nicht vorgesehen. Das in Europa gefertigte System besteht aus feuerverzinktem Stahl mit rundumgeschweißten Anschlussstellen und ist für die Montage in bis zu 20 Metern Höhe und Windzone 2 ausgelegt. Ein Statikbericht liegt uns in gekürzter Fassung vor.
Auch große internationale Player sind auf das Thema bereits aufmerksam geworden. So bietet etwa der Speicherriese EcoFlow mittlerweile ein Set für Betonbalkone an. Nach Datenblättern, statischen Nachweisen oder sonstigen Angaben sucht man leider vergeblich und auch aussagekräftige Bilder der Konstruktion an sich sind nicht zu finden. Wir haben aber bereits angefragt.
Zuletzt ist auch noch ein nicht ganz unbekannter mit dem Thema befasst: Mark Schammel – Erfinder des patentierten SOLAR-HOOK Montagesystems für Stangenbalkone – hat in Zusammenarbeit mit weiteren erfahrenen Ingenieuren ein Montageset entwickelt, das erstmals auch an höher gelegenen Beton- und Mauerbrüstungen ohne Bohrungen montiert werden und dennoch für extra hohen Ertrag angewinkelt werden kann. Ein interner Statik-Bericht weist den verwendeten Komponenten bereits hohe Festigkeit nach, die finale Fassung des Statik-Nachweises ist in Arbeit. Das Set kann aber bereits für ganz frühe Vögel vorbestellt werden (palettenweise, in Vorkasse, längere Lieferzeit einplanen). Interessenten können sich bei Schammels neu gegründetem Unternehmen “Friendly Flourishing” unter mark@friendly-flourishing.cn direkt an ihn wenden.
Es ist also deutlich, dass auch hier ein lebendiger und spannender Markt entsteht. Das macht Mut, denn nur so klappt das auch mit der Energiewende in den Städten!