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Jahresrückblick 2024

Herrje, schon wieder ein Jahr rum! Auch 2024 ging gefühlt wie im Flug vorbei – obwohl so viel passiert ist! Hier unser Jahresrückblick:

Gleich zum Jahresbeginn konnte das Balkonkraftwerk einen Rekord einstellen. Mit über einer Viertelmillion neu registrierten Kraftwerken in 2023 hatte sich die Gesamtzahl an Steckersolar-Haushalten mehr als verdoppelt. Natürlich liegen die realen Zahlen wegen des hohen Anteils nicht registrierter Geräte wesentlich höher. Da wir viele Anbieter gut kennen und etwas Einblick in deren Verkaufszahlen haben, schätzten wir auf insgesamt über 1,5 Millionen Geräte. Wir hatten damit unser Gründungsziel aus 2018 von einer Million Anlagen locker erreicht – und zwar ein ganzes Jahr früher als geplant! 

Wir hatten allerdings kaum Zeit zum Feiern, denn noch im Januar wurde das durch unsere Petition eingeforderte “Recht aufs Balkonkraftwerk”, also die Privilegierung von kleinen Solaranlagen in Miet- und Eigentumswohnungen, in den Gesetzgebungsprozess übergeben. Dies zog einiges an Mehrarbeit auf sich. Um diese zu bewältigen stellte sich die Petitionsgruppe neu auf und startete die AG Balkonkraftwerk, welche in der Folge an einer Reihe von Stellen auf eine sinnvolle und zeitnahe Verabschiedung des Gesetzes drängte.

So konnten wir etwa im Februar mit Simone Herpich vom Balkon.Solar e.V. eine Expertin in die Bundestagsanhörung zum Gesetz entsenden, welche die Forderungen der Petition und der AG wirksam vertrat. Selbst der damals noch hoffähigere Bundeskanzler Olaf Scholz unterstützte unser Vorhaben.

Noch im selben Monat starteten wir zudem die Veranstaltungsreihe “Balkonkraftwerk im Mietobjekt” in deren Rahmen wir Vermieterinnen und Mieter aus Berlin – der mieterreichsten Stadt der Republik – zum Dialog einluden und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Balkonsolar-Projekte durch Mieter nach der Privilegierung ausloteten. Die Auftaktveranstaltung wurde auch vom pv magazine mit einer Podcast-Folge begleitet.

Neben dem “Recht aufs Balkonkraftwerk” standen aber auch die anderen Forderungen unserer Petition noch auf der Kippe. Bereits im März zeichnete sich ab, dass die FDP beim bereits durch das Bundeskabinett beschlossenen Gesetzesentwurf für das diese enthaltende “Solarpaket” nun doch nachverhandeln wollte. Spezifisch sollten einerseits die Resilienzboni herausverhandelt werden – eine Fördermaßnahme für die letzte Handvoll deutsche Solarmodulhersteller – sowie im Rahmen eines Kuhhandels eine Aufweichung des parallel verhandelten Klimaschutzgesetzes erreicht werden. Insbesondere sollten dort die Sektorenziele abgeschafft werden, welche der – vom damals noch der FDP zugehörigen Minister Volker Wissing verwaltete – Verkehrssektor notorisch nicht einhält. 

Die Liberalen bekamen am Ende ihren – wie sich herausstellte womöglich verfassungswidrigen – Willen. Das Gesetz wurde trotz einem (vom Gericht abgeschmetterten) Eilantrag eines Abgeordneten der CDU verabschiedet und trat am 16. Mai in Kraft. Damit war ein Großteil der Forderungen der Petition sowie zwei weitere der bis dahin fünf noch offenen Aufträge unserer Leser an uns erfüllt, spezifisch 

  • der Wegfall der Anmeldung beim Netzbetreiber (=die Abschaffung/Reduzierung der Anmeldebürokratie) und
  • das vorübergehende Rückwärtslaufen des Stromzählers (=Netmetering)

Am selben Tag konnten wir an anderer Stelle auch noch einen weiteren dieser Aufträge aus 2022 erfüllen, nämlich

  • die Erhöhung der Anschlussleistung (von 600 auf 800 Watt)!

Diese bestätigte der VDE nämlich per Pressemitteilung und mit Bezug auf das Solarpaket sowie der Aussicht auf Anpassung seiner Normen. Dies war auch nicht mehr anders möglich, denn die einzig verbleibende Anmeldung beim Marktstammdatenregister hatte diesen Wert bereits übernommen und auch die Hersteller von Wechselrichtern reagierten umgehend und erhöhten aus der Ferne die Leistung der Steckersolarkraftwerke. Zudem wurde mit der kurz davor erfolgten Veröffentlichung der Entwurffassung der Steckersolar-Produktnorm auch deutlich, dass technisch nichts gegen die Erhöhung spricht. 

Allerdings wurde bei dieser Norm wiederum eine neue Hürde aufgebaut. Statt der im Gesetz vorgesehenen 2.000 Watt Peak Modulleistung für Steckersolargeräte sollten nun lediglich 960 Watt Peak erlaubt sein – ein Wert der bereits heute mit einigen marktgängigen Steckersolargeräten überschritten wird. U.a. um diese willkürlich gesetzte Grenze (800 Watt + pauschale 20%) wieder los zu werden, hatten wir unsere Leser im Juni zur Kommentierung der Norm aufgefordert. Und wie immer konnten wir uns auf euch verlassen! Die meisten der insgesamt über 500 Änderungsvorschläge gingen zu den von uns monierten Punkten ein. Ob dies ausreicht, wird sich leider erst im nächsten Jahr zeigen, denn bisher konnte unter den Einsprechern und auch mit dem für die Norm verantwortlichen DKE Normungsarbeitskres keine Einigung erzielt werden. In Frage steht dabei auch insbesondere die letzte noch offene Aufgabe unserer Leser: die klare Freigabe des Schutzkontakt-Anschlusses für Balkonkraftwerke. Beide Punkte werden wir in den nächsten Wochen und Monaten hart nachverhandeln müssen.

Auch beim eingangs erwähnten “Recht aufs Balkonkraftwerk” sah es übrigens zunächst nicht nach einer Einigung aus. Nach der Expertenanhörung im Februar war es den Frühling über verdächtig still um das Thema. Der Grund: Uneinigkeiten zwischen den Regierungsfraktionen. Da wir das aber nicht hinnehmen wollten, erhöhten wir den Druck. So schmiedeten wir etwa eine breite Koalition von Organisationen und Aktivisten und schickten in deren Namen die Aufforderung an die Fraktionsvorsitzenden der Regierungsparteien, die Streitereien nun endlich einzustellen und das Gesetz zu verabschieden. Weitere Maßnahmen waren zum Glück nicht notwendig, denn nur drei Wochen später beschloss der Bundestag schließlich, dass Deutschland als erstes Land der Welt ein Recht auf die Errichtung von Steckersolargeräten einführt. (Österreich zog am selben Tag gleich.) Das Gesetz wurde einstimmig (bis auf AFD) durch den Bundestag angenommen. Wir waren mit der AG und einigen Gästen im Online-Public-Viewing live dabei und stießen gemeinsam auf diesen Riesen-Erfolg an!

Aber auch anderswo in der Welt sorgte dieser Durchbruch für Aufsehen. So berichtete etwa im August die New York Times über das Thema und zitierte dabei u.a. unseren Gründer Christian. Dieser wurde zudem einige Tage später auch von der britischen BBC zum Radio-Interview eingeladen. Das war uns Anlass genug, mit pluginsolar.info auch eine internationale News-Seite zu Balkonkraftwerken zu starten. Diese soll im nächsten Jahr ausgebaut werden.

Im September luden wir schließlich die Balkonkraftwerk-Branche zur weltweit ersten Steckersolar-Fachtagung nach Berlin, wo wir in einem umfassenden Programm die ganze Bandbreite an Themen des Marktes aufgriffen und für regen Austausch sorgten. Zudem war es einfach schön, einmal die wichtigsten Treiber der Stecker-Energiewende beisammen zu haben! Und weil wir die Branche auch weiterhin unterstützen wollen, haben wir im Oktober gleich nachgelegt und gemeinsam mit einem besonders engagierten Teil der AG Balkonkraftwerk den Bundesverband Steckersolar e.V. gegründet! Dort werden wir dazu beitragen, Wertschöpfung und dauerhafte Qualität im Steckersolarmarkt zu gewährleisten.

Wo aber so viel Licht ist, muss es auch Schatten geben. Im Oktober wurde bekannt, dass der VDE, genauer die Lobbygruppe FNN im VDE, eine Novelle der Niederspannungsrichtlinie VDE AR-N-4105 plant, bei welcher Steckersolargeräten mit Speichern die in den letzten beiden Jahren hart erkämpften Privilegien nun nicht zuerkannt werden sollen. Die Anmeldung beim Netzbetreiber, die Errichtung durch einen Elektriker – alles wieder da. Wir haben unsere Leser daher erneut zu einer Kommentierung dieser Norm aufgerufen und diesem Aufruf wurde so häufig gefolgt, dass der Netzwerk-Administrator des VDE bei uns anrief um sicherzustellen, dass es sich nicht um einen Botnet-Angriff handelt. Auch der Leiter des FNN-Arbeitskreises meldete sich schließlich persönlich und ließ uns wissen: Die Botschaft ist angekommen und wird in deren nächsten Sitzungen zur Norm diskutiert. Wie weit das trägt, bleibt abzuwarten.

Auch auf gesetzlicher Ebene scheint sich der Wind nach dem Ampel-Aus wieder ins Negative zu drehen. So wurden etwa Erhöhungen der Zählergebühren, Steuerungspflichten für PV-Anlagen ab 7kWp und weitere Hürden auf dem Weg zur Energiewende in Bürgerhand angekündigt. Aber wir blasen zum Gegenangriff! Gemeinsam mit engagierten Mitstreitern – Akkudoktor Andreas Schmitz in vorderster Front – haben wir im November eine weitere Petition beim Bundestag eingereicht, um auch Stecker-Speicher und Heimspeicher zu entbürokratisieren und ihren netzdienlichen Einsatz wirtschaftlich zu machen. Uns geht die Arbeit also auch nächstes Jahr nicht aus!

Wenn du unseren Einsatz für eine demokratische Energiewende auch im nächsten Jahr unterstützen möchtest, dann trage dich jetzt für einen dauerhaften oder einmaligen freiwilligen Beitrag ein. Dann kämpfen wir gemeinsam weiter für eine Energiewelt von Bürgern und für Bürger!

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